FIRMENHISTORIE 1923 – 2013: Freude an Innovation
2013 feierte Harder & Steenbeck sein 90jähriges Firmenjubiläum. Die Feierlichkeiten boten Anlass, die Geschichte des Unternehmens einmal grundlegend aufzuarbeiten. Die Recherchen ergaben ein lebhaftes Auf und Ab des Unternehmens in enger Verbindung zur Zeitgeschichte und brachten eine Vielzahl von Produkten und Menschen hervor, die die Firma prägten. Auffällig ist jedoch ein Leitmotiv, das den Charakter von Harder & Steenbeck seit seiner Gründung bis heute bestimmt: „Freude an Innovation“.
1923 | Die beiden Ingenieure und Studienkollegen August Harder und Wilhelm Steenbeck gründen die Metallwarenfabrik Harder & Steenbeck in Hamburg. Das Unternehmen produziert zunächst Drehkondensatoren, Schwingkreisspulen und andere Produkte für die Herstellung von Radioempfängern – damals ein echtes „Trendprodukt“, denn zeitgleich geht in Berlin das erste regelmäßige Radioprogramm auf Sendung. Später wird das Fabrikationsprogramm um Geräte zum Vorführen physikalischer Experimente in Schulen und höheren technischen Lehranstalten erweitert. | |||||
1928/29 | Durch die Notverordnung zur Weltwirtschaftskrise wird den Schulen das Geld für die Anschaffung von Lehrmitteln gestrichen. Der Markt für die physikalischen Experimentiergeräte von Harder & Steenbeck bricht zusammen und zwingt die Inhaber dazu, die Firma zu verkleinern. | |||||
1931 | Wilhelm Steenbeck verlässt das Unternehmen und macht sich mit einem eigenen Betrieb für Feinmechanik selbständig. Die Firma W. Steenbeck & Co. wird ab den 50er Jahren bekannt für die Herstellung von Filmschneidetischen. 1999 meldet die Firma Insolvenz an. | |||||
30er Jahre | August Harder führt die Firma Harder & Steenbeck alleine weiter und stellt die Produktion auf die Herstellung von Zubehörteilen für die im Aufschwung befindliche Autoindustrie um. Bei Opel, VW und Mercedes Benz gehen in dieser Zeit die ersten deutschen Autofabrikate vom Band. Harder & Steenbeck produziert u.a. Schmiernippel und Schalter für Anlasser. | |||||
2. Weltkrieg | Kriegsbedingt produziert Harder & Steenbeck Teile für Schiffsecholote. | |||||
Ab ca. 1950 | Nach Kriegsende und angesichts fehlenden Bedarfs an Echoloten nimmt Harder & Steenbeck die Produktion von Farbspritzapparaten auf. Anfangs werden überwiegend Fremdmodelle nachgebaut, zunehmend folgen eigene Entwürfe. Erste Modelle: Lüster, Majo, Autograph, Foto, Zeisig, Stieglitz, Marabu, Pelikan, Universal. Modelle wie Lüster und Majo werden je nach Kundenwunsch mit verschiedenen Düsensätzen zwischen 0,3 und 1 mm Durchmesser ausgerüstet. Autograph und Foto sind Feingeräte mit 0,2 mm Düse speziell für die Fotoretusche. Die Farbspritzapparate werden an Graphiker, Retuscheure, Künstler, Porzellanmaler und an die Puppen- und Spielwarenindustrie besonders im süddeutschen Raum verkauft. Schon früh liefert das Unternehmen auch ins europäische Ausland (u.a. Dänemark, Finnland, Schweiz). | |||||
Ab 1954 | Neue Modelle werden vorgestellt: Prima, Meteor, Condor, Consul, Ultra. U.a. umfasst das Sortiment auch den Ausblasapparat Ultra A, ähnlich dem 2010 vorgestellten Airblower. Zu den namhaften Kunden gehören u.a. die Porzellanfabrik Rosenthal, Schacht & Westerich, Königliche private Porzellanmanufaktur Fettau. Außerdem werden passende Luftsteckdosen (Anschluss- und Verbindungselemente) hergestellt, die auch in Verbindung mit anderen Druckluftgeräten einsetzbar sind. | |||||
1955 | Hans Harder, der Neffe von August Harder, tritt dem Unternehmen als Ingenieur bei (auf dem Foto beim Firmenbesuch im Jahr 2012 zu sehen). | |||||
1956 | Harder & Steenbeck produziert erstmals einen Zwillingsapparat, ähnlich der 2012 vorgestellten Evolution CRplus twin action. | |||||
1975 | Firmengründer August Harder stirbt. Sein Neffe und Mitarbeiter Hans Harder übernimmt das Unternehmen. Bereits seit Beginn der 50er Jahre bis in die 80er Jahre hinein entwickelt und produziert das Unternehmen außerdem mechanische Kleinmaschinen wie eine Zwiebelschneidemaschine, Windanzeiger sowie eine Tubenfalzmaschine. Ein weiteres wichtiges Standbein des Unternehmens ist die Lohnfertigung von Farbspritzapparaten und anderen Metallwaren. Bis heute beliefert Harder & Steenbeck u.a. Porzellan- und Spielzeugfabriken sowie Medizin- und Kosmetikunternehmen mit eigens entwickelten und produzierten Airbrush-Sondermodellen. | |||||
1983 | Jens Matthiessen fängt als Feinmechaniker-Geselle bei Harder & Steenbeck an. Zu dieser Zeit produziert das Unternehmen ca. 100 Farbspritzapparate im Jahr. Die Fertigung eines Gerätes dauert mehrere Tage. | |||||
1992 | Der Betriebswirt Michael Strube übernimmt das bis dato von Hans Harder geführte Unternehmen. Der Firmensitz wird von Hamburg-Altona nach Oststeinbek verlagert. | |||||
1995 | Jens Matthiessen – inzwischen Feinmechaniker-Meister – wird neben Michael Strube zum Gesellschafter. Daneben beschäftigt das Unternehmen nur einen einzigen Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wird in der Produktion die CNC-Technologie eingeführt. Jens Matthiessen beginnt mit der Entwicklung neuer Airbrush-Modelle. Bis heute zeichnet er sich für alle Neuentwicklungen und Patente des Unternehmens verantwortlich. | |||||
1996 | Nach über 40 Jahren stellt das Unternehmen erstmals wieder zwei neue Modelle vor: Die Grafo und die Colani. Mit der Grafo führte das Unternehmen bereits die universell austauschbaren Düsensätze ein. Diese Bauweise wurde in den Folgejahren (vor allem im Zusammenhang mit der Evolution) zu einem modellübergreifenden, modularen Konstruktionssystem ausgeweitet, das dem Kunden flexible Umrüstmöglichkeiten bietet und dem Unternehmen mehr Effizienz in Montage und Lagerhaltung ermöglicht. Die Colani basiert auf der Technik und Funktionsweise des Vorläufer-Modells Ultra aus dem Jahr 1954. Für die Gestaltung und Farbgebung des Griffs beauftragte Harder & Steenbeck den bekannten deutschen Designer Luigi Colani, der dem Gerät zugleich seinen Namen verlieh. | |||||
1997 | Harder & Steenbeck übernimmt die Fertigung von Düsen, Nadeln und Luftköpfen für die Firma Hansa world of office in Norderstedt. Zirka 2 Jahre später produziert das Unternehmen die kompletten Hansa-Apparate. | |||||
1998 | Das Unternehmen bringt erstmals die Evolution Airbrush auf den Markt. Als Topseller des Unternehmens begründet die Evolution die aktuelle Erfolgsgeschichte von Harder & Steenbeck. Von der Markteinführung bis 2013 verkaufte das Unternehmen insgesamt über 80.000 Evolution-Modelle. | |||||
2000 | Die Firma Hansa world of office meldet Konkurs an. Der Bereich Airbrush wird an Harder & Steenbeck verkauft. Dort wird er bis Ende 2008 als eigenständige Firma Hansa Airbrush GmbH und anschließend als Marke und Gesellschafterin der Harder & Steenbeck GmbH & Co. KG weitergeführt. Das Büro- und Leuchtensortiment der ehemaligen Hansa world of office wird 2003 in die Spichtig Gruppe (Styro GmbH, Schillingsfürst) integriert und existiert dort als Marke ebenfalls bis heute. | |||||
2001 | Harder & Steenbeck nimmt Kompressoren als Handelsware mit ins Sortiment auf. In den Folgejahren wird das Programm stetig um weiteres Airbrush- und Kreativ- Zubehör von Handelspartnern erweitert. Außerdem entwickelt und produziert das Unternehmen auch eigenes Zubehör wie Verteiler, Reinigungsbedarf, Airbrush-Halter und Schablonen. | |||||
2004 | Jens Matthiessen übernimmt die Harder & Steenbeck Metallwarenfabrik e.K. als alleiniger Inhaber. Produktion und vor allem Verwaltung und Lagerhaltung werden modernisiert. Das jährliche Produktions- und Verkaufsvolumen liegt zu diesem Zeitpunkt bei rund 6.000 Airbrush-Apparaten. | |||||
2006 | Markteinführung der „neuen“ Ultra Airbrush: Das Low-Price-Modell greift den Namen des einstigen erfolgreichen Harder & Steenbeck-Produktes auf, ist aber in Design und Technik eine davon unabhängige Neuentwicklung. | |||||
2007 | Harder & Steenbeck stellt das Airbrush-Modell Infinity vor. In Design und Funktionalität setzt das Gerät neue Maßstäbe und etabliert sich neben der Evolution als verkaufsstärkster Apparat. Im gleichen Jahr nimmt das Unternehmen seine Vertriebstätigkeit auf dem amerikanischen Markt auf und wird dort vertreten durch Anke Matthiessen (Schwester von Geschäftsführer Jens Matthiessen) und Mike Littlefield mit Sitz in Brooksville, Florida. | |||||
2009 | Das Unternehmen zieht von Oststeinbek nach Norderstedt um und ändert die Firmierung von Harder & Steenbeck Metallwarenfabrik e.K. in Harder & Steenbeck GmbH & Co. KG. Mit Hilfe eines 2008 eingeführten Lagerliftsystems verfügt das Unternehmen neben 1.000 Quadratmeter Hochregalfläche über mehrere Hundert Quadratmeter Lagerkapazität auf kleinstem Raum. Dies erlaubt optimierte Lieferzeiten, eine verbesserte Warenwirtschaft und schnellere Abläufe in der Endmontage. Die Produktionsabläufe werden nach ISO-Standards optimiert, um optimale Produktionssicherheit zu gewährleisten. Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen maßgeblich an der Gründung und Etablierung des Airbrush-Fachverbandes e.V. Geschäftsführer Jens Matthiessen wird in den Vorstand gewählt. | |||||
2011 | Harder & Steenbeck bietet die Produktserien Infinity und Evolution erstmals als mehrfachbeschichtete und chromveredelte CRplus-Variante an. | |||||
2012 | Harder & Steenbeck eröffnet seinen hauseigenen Flagstore Airbrush Universe und bietet Schulungen an. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen den Deutschland- Vertrieb für die Airbrush-Produkte der taiwanesischen Marke Sparmax. | |||||
2013 | Harder & Steenbeck beschäftigt derzeit 16 Mitarbeiter, davon 6 in der Verwaltung und 10 in der Produktion. Innerhalb von 10 Jahren hat das Unternehmen sein Produktions und Verkaufsvolumen mehr als verdreifacht und liefert nun jährlich weltweit rund 20.000 Airbrush-Apparate aus. Mit über 200 geladenen Gästen feiert das Unternehmen im Mai sein 90. Firmenjubliäum. | |||||